for piano solo (1990) Schimärenhaftes, ausladendes Klanggeflecht, aus großem Atem und mit großer Geste begonnen, trifft gleichsam unvermittelt auf seinen Widerpart. Beunruhigend, lapidar, kurz, fast rüpelhaft wird ein Gegensatz ins Spiel gebracht, welcher das traum-hafte bloßstellen, oder zumindest aus der elegischen Bahn werfen soll. Doch bei ihrer Begegnung ergibt sich: Der Gegensatz ist keiner, die Unvereinbarkeit nur ein hoffnungsvoller Wunsch. Die entblößten Kerne der Antipoden gleichen sich erschreckend und infizieren einander mit den ihnen zugeordneten Musiken. Eine Unterwanderung findet statt, jeder Grenzstein wankt. Es bleiben zwei, drei beliebige Töne - das Stück ist nicht nur „bei Bedarf zusammenklappbar“, es zieht sich gleichsam in sich selbst zurück, und löst sich, nach ungewiß kurzem Schweben, wie eine Gleichung auf. Das kurze, glückliche Versinken in die Wolke des Angenehmen, das Betasten, der Versuch zu begreifen: Ein gefährliches Spiel um die Wahrheit und die Sehnsucht nach Betrug. |
Konrad Rennert (www.rennert.org) geboren 1958 in New York, USA; Studium in Wien und Salzburg. Kompositionsaufträge und Aufführungen durch internationale Orchester, Ensembles, Festivals und Veranstalter (Ensemble InterContemporain, Konzerthaus Wien, Southbank Center London, Württembergische Philharmonie, RSO Wien etc.). Konzerttätigkeit als Performer und Sprecher; Theaterarbeit, Tanztheater, Improvisation; Radioprojekte, Gastvorlesungen und Seminare an internationalen Universitäten, internationale Seminartätigkeit in den Bereichen Musikvermittlung, Komposition und Improvisation; als Autor Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen. Lebt und arbeitet in Wien. CD-, Film-, Buchveröffentlichungen (Auswahl): |