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Premiere : Dienstag, 21. Okotober 2014 20:00 Uhr
Weitere Vorstellungen : 22. Ι 23. Ι 24. Ι 25. Oktober 2014
Beginn jeweils 20:00 Uhr – Kein Einlass nach Vorstellungsbeginn !
mit Mira Tscherne und Heinz Trenczak
Inszenierung/Raum : Ernst Marianne Binder
Ausstattung : Vibeke Andersen Ι Licht : Geari Schreilechner
Technik : Christoph Trummer Ι Assistenz : Alina Samonig





Rezensionen :
Experimente mit der eigenen Einsamkeit
Marguerite Duras’ „Die Krankheit Tod“ in Ernst M. Binders starken Bildern.
Es ist eine merkwürdige Liebesgeschichte, die Marguerite Duras, Spezialistin
für unerfüllte Lieben, in „La Maladie de la Mort“ („Die Krankheit Tod“) erzählt.
Ein Mann mietet sich eine junge Frau, um die Liebe zu erforschen. Und das
Weibliche gleich dazu. Er erkennt dabei: Er ist unfähig, Frauen zu lieben, denn
seine Existenzberechtigung ist die Einsamkeit.
Ernst M. Binder, dessen Wahl als Regisseur nicht selten auf zärtliche,
zerberstende, zerbrechliche Liebesgeschichten fällt, bringt den Text in der
Übersetzung von Peter Handke auf die Bühne. Er arrangiert einen
hochkonzentrierten Theaterabend, erzählt in der dritten Person. Gestrichen
wird, was gefällig ist oder gefallen könnte.
Gespart wird auch an Musik und Lichteinsatz. Das Theater ist kein
Wellnessbereich. In einem kargen Setting – ein Bett, ein bisschen Sand – zeigt
Binder das Scheitern eines Experiments, wirft Fragen auf und gibt sie dem
Publikum, ob dieses will oder nicht, mit nach Hause.
Es ist ein Theaterabend von seltener Intimität. Das Atmen der Sitznachbarn ist
in jeder Minute spürbar, das Magengrummeln drei Reihen weiter vorne auch.
Was vom Gesagten und Nichtgesagten auf der Bühne ablenkt, stört. Binder
arrangiert starke Bilder, beinahe Filmstills.
Die junge Schauspielerin Mira Tscherne überzeugt als selbstbewusste Frau, die
den Abend stemmt und sich vielseitig wandelbar durch die Gefühlslandschaften
spielt. Filmemacher und Theaterdebütant Heinz Trenczak glänzt stumm, aber
ausdrucksstark und wirkt dabei so, als käme er direkt aus einem Kaurismäki-
Film – zum Beispiel „Le Havre“ – auf die Bühne.
Julia Schafferhofer, Kleine Zeitung, 12. März 2014
Die Beschaffenheit des Begehrens
Eine sprachgewaltige Abhandlung über Begehren und Liebe hat Marguerite
Duras mit Krankheit Tod“ vorgelegt. Ernst M. Binder macht daraus [...] einen
intensiven, unter die Haut gehenden Monolog mit zwei Darstellern.
Ein distanziertes Beobachten eines Mann-Frau-Experiments ist Duras’ Text, der
in Peter Handkes Übersetzung nichts von seiner sprachlichen Gewalt verliert.
Erzählt wird eine Episode, in der ein Mann sich für eine bestimmte Anzahl von
Nächten eine Frau kauft, um der Einsamkeit seines Körpers ein Ende zu
bereiten, möglicherweise auch, um das Lieben zu lernen. Und obwohl Lust und
Begehren zwischen den beiden eine Rolle spielen, scheitern sie am Gefühl.
Dem Mann ist und bleibt Liebe fremd.
Duras geht über das Episodenhafte hinaus, meditiert über dem Bild einer
Gesellschaft, in der Liebe und Sex längst getrennte Bereiche sind, und in der
die Unfähigkeit zu Lieben als „Krankheit Tod“ bezeichnet wird.
Für den akribisch und hoch konzentriert arbeitenden Regisseur Ernst M. Binder
ist der Text die ideale Basis, auf der er seine zwei Darsteller aufeinander
loslässt. Der Raum (Vibeke Andersen) ist fast leer, nur ein Bett auf Sand gibt
den beiden Akteuren Halt. Da ist der zur Liebe und in diesem Fall auch zur
Sprache unfähige Mann (der Filmemacher Heinz Treczak), dessen Leben sich in
seinem Gesicht und seiner Körperhaltung widerspiegelt. Und da ist die starke,
dem dichten Text noch eine Vielzahl von Zwischentönen abringende Frau im
roten Kleid (Mira Tscherne). Gemeinsam scheitern sie an der unlösbaren
Aufgabe, machen sie so zum sehenswerten Ereignis.
Michaela Reichart, Kronenzeitung, 12. März 2014
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