|
DUCHAMP Default
Konzept: Gunter Schneider
... der Standard / die Unterlassung / die Voreinstellung / der Verzug / die Vorgabe /
die Fahrlässigkeit / der Fehlwert / die Säumnis ...
Die Begeisterung für das Schachspiel verband Marcel Duchamp mit John Cage und Samuel Beckett.
Ebenso teilten alle drei Künstler die Faszination für den Zufall als mathematische und
philosophische Kategorie – Duchamp betrachtete ihn, als er 1913 Erratum Musical konzipierte,
als Mittel zur Befreiung. Cage wiederum - als er mit den Orakelmünzen des I Ching seine Klänge
erwürfelte - sah die Befassung mit dem Zufall als Möglichkeit, zu überpersönlichen und damit
vielleicht allgemein gültigen Lösungen zu gelangen. Noch später, in der Chaos-Theorie, konnte man
den Zufall als in ihrer Komplexität unüberschaubare Konsequenz verstehen, ähnlich den unendlich
vielen Zugkombinationen im Schach, für dessen komplexe Endspielsituationen Duchamp sein
einziges Buch, L'opposition et les cases conjuguées sont réconciliées / Opposition und
Schwesternfelder sind versöhnt / Opposition and sister fields are reconsiled, 1932, schrieb.
Ausgehend von den 75 Tönen des von Duchamp 1913 zufällig zusammen gefügten 3 Stimmen von
Erratum Musical entwickelt sich eine Partie à 4, mit der an die Komplexität des Schachspiels
anknüpfenden Logik des Zufalls - unvorhersehbar aber konsequent.
Duchamp über Cage: „Wir sind gute Freunde; er kommt jede Woche, um Schach zu spielen.“
Cage über Duchamp: „Für mich war Schach ein Vorwand, um in seiner Nähe zu sein.“
|